Tokaij - Ein vergessener Juwel
Als wir vor einer Weile da erste Mal diese faszinierende Region bereist haben, war uns nicht wirklich klar, was uns erwarten würde. Was passiert wohl auf knapp 30 Quadratkilometer Land mit ca. 5800 ha Weinanbau? Tokajer Süßwein, ja klar. Aszù, vormals der Wein der Könige, das kannten wir natürlich. Die Vorfreude war groß. Aber die trockenen Weine waren bis dato immer nur am Rande in Erscheinung getreten. Nach ein paar Tagen intensiven Verkostens, nach vielen Gesprächen und Wanderungen durch die Weingärten mit unterschiedlichsten vulkanischen Gesteinen wurde uns erst bewusst, was wir da verpasst hatten. Andererseits: Wie schön ist diese Weinwelt doch, wo man immer wieder Entdeckungen machen darf, die einen bleibenden Eindruck und nachhaltige Glücksgefühle hinterlassen. Was haben wir mitgenommen? Angebaut wird nur eine handvoll weißer Rebsorten. Die wichtigsten sind Furmint, gefolgt von Harslevelü, zu deutsch "Lindenblättriger". Außerdem finden sich noch Muskateller, Köversölö oder Zeta, eine Neuzüchtung aus Bouvier und Furmint. Die Weine gewinnen enorm mit ihrer Lagerung . Zehn, fünfzehn Jahre Flaschenreife sind bei Lagenweinen aus Furmint normalerweise locker drin. Was hat uns besonders berührt? Aromatisch wirken die Weine machmal etwas karg, erinnern an Boskop-Apfel, später eher an Quitte. Selten ist der Alkoholgehalt hoch, trotzdem besitzen sie Körper. Aber vor allem eine bisweilen rieslingartige Spannung mit enormer Mineralität und Salzigkeit. Isotonisch fällt mir dazu noch ein. Am ehesten erinnern uns die Gewächse vielleicht an die rasanten Chenin Blanc von der Loire, wie z.B. Saumur oder Vouvray. Wer damit etwas anfangen kann, sollte einmal eintauchen in die Welt des Tokaj.